Stellungnahme der Deutschen Buddhistischen Union zu den politischen Entwicklungen in Myanmar
Mit großer Sorge verfolgen wir die Ereignisse in Myanmar.
Das weitgehend buddhistisch geprägte Land stand seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1948 jahrzehntelang unter einer Militärregierung. Erst seit etwa zehn Jahren hat ein ernsthafter Demokratisierungsprozess begonnen; die zweiten weitgehend freien, weitgehend demokratischen Wahlen fanden im November 2020 statt und brachten einen überwältigenden Wahlsieg der Partei der bekannten Führungsfigur Aung San Suu Kyi.
Am 1. Februar 2021, dem Tag an dem das neu gewählte Parlament zum ersten Mal zusammentreten sollte, stellte das Militär Aung San Suu Kyi und andere Vertreterinnen und Vertreter der gewählten Regierung unter Arrest und übernahm die Macht. Die Begründung, dass es bei den Wahlen zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, wurde bisher nicht belegt und wird von der großen Mehrheit der Bevölkerung ebenso wenig akzeptiert wie spätere Anklagen gegen die gewählten Volksvertreterinnen und -vertreter.
Seitdem finden jeden Tag friedliche Proteste statt, an denen sich ein breites Spektrum der Bevölkerung beteiligt; auch Vertreter:innen ethnischer und religiöser Minderheiten und buddhistische Ordinierte unterstützen die Demonstrationen und Aktionen des zivilen Ungehorsams. Auch nehmen auffällig viele junge Menschen teil, die hier für ihre Freiheit und Zukunft kämpfen. Diese „Generation Z“ führt ihren Einsatz mit ganz neuen und kreativen Methoden. Sie alle fordern die Freilassung der Inhaftierten und die Wiedereinsetzung der gewählten Regierung, damit der Demokratisierungsprozess weiter fortschreiten kann.
Die Militärregierung reagiert mit zunehmender Gewalt auf die friedlichen Proteste. Menschen werden willkürlich verhaftet und ohne rechtliche Grundlage festgehalten, nachts in ihren Wohnungen bedroht und die Polizei schießt vermehrt mit scharfer Munition. Inzwischen gibt es Hunderte Verletzte und mehrere dutzend Tote. Trotzdem setzen sich die Menschen in Myanmar weiter mutig und großem Einsatz für die Wiederherstellung der demokratischen Ordnung ein. Vor allem der jungen Generation scheint es undenkbar, nach wenigen Jahren der Öffnung wieder unter einer Militärdiktatur leben zu müssen.
Als Deutsche Buddhistischen Union befürworten wir alle friedlichen politischen Maßnahmen der Weltgemeinschaft, die dazu dienen können, die rechtmäßige Regierung Myanmars wieder einzusetzen und die Sicherheit und Rechte der Bevölkerung zu gewährleisten, damit der Demokratisierungsprozess im Land wieder voranschreiten kann und eine Aufarbeitung der Vergangenheit möglich wird. Wir fordern insbesondere die deutsche Regierung auf, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen und sich auch in den internationalen Institutionen weiter für ein freies Myanmar stark zu machen.
Die Menschen in Myanmar sehnen sich nach Demokratie. Diesem tiefen und legitimen Wunsch schließen wir uns an und geben unserer Hoffnung Ausdruck, dass alle Menschen in Myanmar, gleich welcher Religion oder ethnischen Gemeinschaft sie angehören, eine Zukunft des friedlichen und demokratischen Zusammenlebens haben mögen, frei von Militärherrschaft, Gewalt und Diskriminierung.
4. März 2021,
Vorstand und Rat der Deutschen Buddhistischen Union