Stellungnahme der DBU zu Rassismus und Rechtsradikalismus
In unserer Gesellschaft erleben wir derzeit eine Zunahme von rassistischen und rechtsradikalen Äußerungen und Taten. Im Netz werden nicht nur antisemitische oder sonstige rassistische Beleidigungen verbreitet, sondern es wird auch hemmungslos zu entsprechenden Gewalttaten aufgerufen. Es werden Verschwörungstheorien in Umlauf gebracht, die wahlweise Juden, Muslimen, Geflüchteten oder anderen Minderheiten unterstellen, unsere Gesellschaft zu unterwandern. Und es gibt eine zunehmende Anzahl von Gewalttaten, die auf diesem ideologischen Nährboden gedeihen. Beispiele hierfür sind die NSU-Morde, das Attentat an Walter Lübcke und der versuchte Anschlag auf die Synagoge in Halle.
Der Rat der Deutschen Buddhistischen Union ist der Überzeugung, dass Rassismus und Rechtsradikalismus in keiner Weise in Einklang zu bringen sind mit den ethischen Werten, die die Grundlage des buddhistischen Weges bilden. Das gilt für rassistische Hasssprache, herabmindernde und pauschale Unterstellungen genauso wie für Aufrufe zu und Ausführung von Gewalttaten.
Alle buddhistischen Überlieferungen betonen den unverzichtbaren Wert der Friedfertigkeit und der Gewaltfreiheit sowohl um der Gemeinschaft willen als auch zum Wohl des einzelnen Menschen:
„Noch nie in dieser Welt
Hat Hass gestillt den Hass.
Nur liebende Güte stillt den Hass.
Dies ist ein ewiges Gesetz.“
(Theravada-Buddhismus, Wort des Buddha, überliefert im Dhammapada)
„Im Bewusstsein des Leides, das durch Fanatismus und Intoleranz entsteht, sind wir entschlossen, Lehrmeinungen, Theorien oder Ideologien, einschließlich der buddhistischen, nicht zu verherrlichen und uns nicht an sie zu binden Wir sind entschlossen, buddhistische Lehren als Orientierungshilfen zu sehen, um Verstehen und Mitgefühl zu entwickeln. Sie sind keine Dogmen, für die gekämpft, getötet oder gestorben werden sollte.“
(Vietnamesischer Zen-Buddhismus, Thich Nhat Hanh)
„Ein echter, dauerhafter Weltfrieden wird nur möglich sein, wenn jeder von uns sich von innen heraus darum bemüht. Deshalb ist es entscheidend, dass wir anderen gegenüber einfühlsam bleiben und – aus den Bewusstsein heraus, dass ihr Glück dem unseren gleichgestellt ist – nichts tun, was ihnen Leid zufügen könnte.“
(Tibetischer Buddhismus, Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama)
Wir veröffentlichen diese Stellungnahme nicht, um eine politische Debatte zu führen, sondern aus Sorge um die Zukunft unserer Gesellschaft. Diese ist in Gefahr, wenn elementare Grundlagen unseres Zusammenlebens in Frage gestellt werden – wie Toleranz, Mitgefühl, Gemeinsinn und Gewaltfreiheit. Wenn einzelne Gruppen in unserer Gesellschaft ausgegrenzt und angegriffen werden, trifft das nicht nur die Opfer, sondern uns alle.
Der Rat der DBU wird daher allen Tendenzen entgegentreten, die unsere buddhistischen Werte missachten oder beschädigen.
Der Rat der DBU im Dezember 2019