Vierte International Queer Buddhist Conference (IQBC)
21. Dezember 2024 | _Alle
Zwischen den Konferenzen finden monatliche „Conscious Connections“ statt. Das nächste Treffen ist am 27. Dezember 2024. Alle sind herzlich eingeladen!
Seit der Gründung der International Qeer Buddhist Conferende (IQBC) im Jahr 2021 als Safe Space (sicheren Ort) für queere Menschen weltweit hat sich die Veranstaltung zu einem jährlichen Ereignis entwickelt. Ende Oktober 2024 fand die vierte IQBC auf Zoom und gather.town, einer Online-Plattform für virtuelle Meetings, statt. Der diesjährige Konferenz-Titel „Buddhism is Trans“ stellte für viele Menschen jedoch eine Heruasforderung dar.
Diejenigen, die Vorträge, einen Workshop oder Meditationen anbieten oder ihre Kunst vorstellen wollten, fanden den Titel spannend und waren aufgeschlossen dafür, ihn auf verschiedensten Arten zu interpretieren: Transformation, Transzendenz, „Translation“ beziehungsweise Übersetzung, „Transgression“ oder Überschreiten seien dazu nur als Beispiele genannt.
Gerade in der Kunst ist das Überschreiten von – oft sich selbst gesteckten – Grenzen und das Ausprobieren von Neuem sehr befreiend. Natürlich gehört zu dem Begriff „trans“ auch die Auseinandersetzung mit der 2SLGBTQIA+ Community* und dem Thema „Transgender“ – auch und gerade in der buddhistischen Gemeinschaft.
Das triggernde (starke Emotionen auslösende) Thema brachte mir im Vorfeld viele Hassmails und dms* (direct messages: im Gegensatz zu öffentlichen sind das persönliche, nicht öffentlich sichtbare Nachrichten) auf sozialen Netzwerken. Die stammten nicht nur von politisch rechts stehenden Menschen weltweit, sondern auch von Menschen, die zum Buddhismus konvertierten, dabei jedoch eine sehr engen christlich-evangelikalen Perspektive bewahren und Hass gegen andere Menschen verbreiten, die nicht ihrem patriarchalen Weltbild entsprechen.
Was mir jedoch Leid tat, war die Tatsache, dass sich letztlich nur vierzig Personen trauten, sich anzumelden – obwohl mehr als 300 Personen auf der Anmeldeseite gewesen waren. Viele von denen schrieben, sie hätten Angst, sich auf einer – wenn auch offensichtlich spannenden – Konferenz zu zeigen, zu outen, einfach teilzunehmen. Dieser Rückzug ins Private, die Selbstaufgabe, finde ich bedrohlich, nicht nur für die Community, sondern für alle demokratischen Gesellschaften, wie auch für die Personen selbst.
Diejenigen jedoch, die dabei waren, gaben wundervolle, positive Rückmeldungen. Und das ermutigt mich, da ich bereits die nächste Konferenz für 2025 organisiere.
Ein paar Eindrücke
Es war ein großes Erlebnis, den schwarzen buddhistischen Lehrer, Coach und Transmann Fresh Lev White als Keynotespeaker auf der 4th IQBC begrüßen zu dürfen. Lev hatte ich bei einem Event des EBMC (East Bay Meditation Center in Oakland, Kaliornien), vor ungefähr zwei Jahren kennengelernt. Zusammen mit dem vorigen Keynotespeaker Lama Rod Owens und Venerable Tashi Choedrup (she/they). Lev versteht es, so mit Menschen zu sprechen, dass sich je Person direkt angesprochen fühlt. Jedes Wort scheint eine liebevolle Umarmung zu sein. Jeder Mensch wird gesehen, gehört, wahrgenommen und respektiert.
Tashi-la hatte auch einen Vortrag halten wollen, war aber krank geworden. Und Stevie Inghram, transfemYogatherapeut*in, hatte Schwierigkeiten mit der Technik, reichte aber ihren Vortrag samt Video nach. Aber das sind die Herausforderungen auf dem Pfad.
Unglaublich spannend war zum Beispiel der Vortrag von Alexa Chalfant zum Thema „Searching for Queerness in Premodern European History“, also der „Suche nach Queerness in der prämodernen europäischen Geschichte.“ La Reina Taina, Afro-Latina trans Künstlerin, stellte ihren neuen Song vor, hatte aber auch ein Video auf gather.town geteilt, auf dem sie „Love“ von Nat King Cole sang. Ihr Rhythmus und Engagement ist einfach mitreißend, und es freut mich, sie als neue freiwillige Unterstützerin bei IQBC.org zu begrüßen.
Der letzte Vortragende am ersten Abend war Konen von der Jodo Shu-Tradition. Konen ist ein Ally (ein Unterstützer) der queeren Community, obwhl cis und straight. Seine Lesung malte quasi ein Bild im Geist der Zuhörenden. Außerdem hielt er am nächsten Tag einen Workshop zu „The Pure Land is Trans: anyone can become a Buddha: The Meditation of “The 14 Visualizations” taught by Shakyamuni Buddha“, übersetzt: Das Reine Land ist trans. Jede*r kann Buddha werden: Die Meditation der „14 Visualisierungen“ gelehrt von Shakyamuni Buddha“.
Es gab zwei Podiumsdiskussionen, die eine hieß „Buddha is Queer“, in der Prof Stephen Kerry von der University in Queensland Australien zu Michael Dillon, der auch unter dem Namen Lobzang Jivaka bekannt ist, referierte. Transgender gab es schon immer, auch innerhalb der Ordinierten.
Dazu passte Kaushal Ranasinghes Vortrag „Diverse Identity and Metta of Buddhism“ bzw. „Diverse Identität und Metta im Buddhismus“. Kaushal ist Gründer von Rainbodhi France und, Anwalt und Tänzer. Auch er hatte auf gather.town Filme geteilt, in denen er sein Können als phänomenaler Tänzer zeigte.
Das zweite Podium mit dem Titel „Perspectives of the World Towards Transgender/Non-Conforming/Non-Binary People“ begann mit Ritash, Mitbegründer*in von rang.org2020 aus Indien und ihrem Freund Salik Ansari mit dem Titel „Transcending Binaries“. Stephanie Kolton, Gründerin von Patchwork sprach über „Transgender People in History and Culture“ und Stevie Inghram über „Honoring The Legacy of Dr. Magnus Hirschfeld: A Buddhist Perspective“, was gerade auch für deutsche oder deutschsprachige queere Buddhist*innen spannend war.
Es gebe noch viel mehr zu berichten, von den Workshops, den künstlerischen Beiträgen und Ausstellungen auf gather.town, jener virtuelle Space, den eine langjährige Freundin aus Studienzeiten, Miriam, eine Ally, kreiierte und immer wieder verändert und vergrößert, um den Künstler*innen gerecht zu werden.
Meiner Webmasterin, Melanie, gleichfalls Ally, bin ich dankbar, dass sie die Videos geschnitten und auf die Webseite hochgeladen hat. Dazu kommen die Conference Proceedings (die Konferenz-Beiträge) zum Nachlesen.
Zum Schluss möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass am 27. Dezember 2024 die 31st Conscious Connection of the IQBC stattfindet mit Alimma Dechen Khacho als Gastmoderator*in. Alle sind herzlich eingeladen und müssten sich bitte vorher anmelden!
Ich kann nur alle einladen, im nächsten Jahr (wieder) dabei zu sein!
Dr. Jampa Wurst
Mehr Informationen: https://iqbc.org, dort findet man auch die Videos von der 4th IQBC
Kontakt: info@iqbc.org
Anmeldung zur 31. Concious Connection: https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZItd–gpzorHtUlIPWbt8dItOprDB8PkWQQ#/registration
*Begriffserläuterungen
2SLGBTQIA+: 2Spirit – Lesben – Schwule – transPersonen – Queere – Intersexuelle – Asexuelle und mehr, die sich nicht in der cis hetersexuellen Gemeinschaft verorten
2Spirit: Two-Spirit (oder auch Double-Soul) ist ein Ojibwa-Begriff für den 3. Geschlechtseintrag bei Native Americans. Genaueres siehe zum Beispiel: lgbt.fandom.com/de/wiki/Two-Spirit
cis herterosexuell: Personen, die sich mit dem von außen zugeschriebenen Geschlecht identifizieren
dms, direct messages: auf den sozialen Netzwerken sind das persönliche und damit nicht öffentliche Nachrichten
Zu den Genderpronomen wie (they, them), (er/sein) etc. finden Sie eine differenzierte Erläuterung zum Beispiel hier: https://www.zrd-saar.de/de/ZRDyoung/Beitraege/Details/She-They-He-Him-Gender-Pronouns-in-Social-Media.html