Vom Kissen in die Welt – engagierter Buddhismus

15. August 2022 | _Alle | DBU

Workshop der DBU am 24. Juni 2022 im Bodhicharya Berlin

Einen ganzen Tag hatte die Deutsche Buddhistische Union dem oft umstrittenen Thema engagierter Buddhismus gewidmet und die Delegierten der Mitgliedsgemeinschaften und alle Interessierten dazu eingeladen. Drei Vortragende, Franz-Johannes Litsch, Carola Roloff und Manfred Folkers, gaben Hintergrundinformationen und berichteten von ihrem eigenen Engagement. 

Was versteht man unter engagiertem Buddhismus und wie ist er in die Grundsätze der DBU eingebettet? Darüber klärte Carola Roloff, Honorarprofessorin an der Universität der Weltreligionen in Hamburg, auf. Der engagierte Buddhismus beschäftigte sich als Ausdruck buddhistischer Überzeugungen und Werte bewusst gewaltfrei mit politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, referierte sie. Daraus ergäben sich Themenfelder wie Umweltschutz, Menschenrechte, Armut, Gewalt, Krieg und Rassismus. Auch im Leitbild der DBU sei soziales Engagement verankert. Unter Punkt 5 heißt es: 
„Wir unterstützen und fördern buddhistische Religion, Philosophie, Ethik, Praxis, Kultur und soziales Engagement und führen einen interreligiösen und gesellschaftspolitischen Dialog, um eine Grundlage gemeinsamen Handelns zum Wohle aller Lebewesen zu entwickeln.“

Von Desinteresse bis Gegenwind berichtete der Initiator des deutschsprachigen Netzwerks engagierter Buddhistinnen und Buddhisten in Deutschland, Franz-Johannes Litsch, und vermutete, im Westen gäbe es die Entwicklung hin zu Glückssuche und Selbstoptimierung, und dabei käme es schlecht an, sich mit Leiden, Problemen und Krisen beschäftigen zu sollen. Andere Stimmen warnten davor, sich in Politik zu verzetteln. Die Gefahr wäre groß, sich dadurch von der eigenen Entwicklung und von buddhistischen Prinzipien abzuwenden. 

Eine Umfrage im Plenum zeigte, dass unter den Anwesenden viele engagierte Buddhistinnen und Buddhisten waren: als Mitglieder in buddhistischen Nothilfeprojekten und Hilfsorganisationen, in der internationalen Organisation Sakyadhita zur Gleichstellung von Frauen im Buddhismus, im interreligiösen Dialog, in Umweltfragen und in der Flüchtlingshilfe. Mehrere buddhistische Gemeinschaften, so zum Beispiel Fo Guang Shan, Triratna und der Intersein-Orden Thich Nhat Hanhs’ haben sich buddhistisches Engagement auf die Fahne geschrieben.

Diskutiert wurden unter anderem die Fragen „Was muss der Buddhismus der Gesellschaft und den Menschen bieten, damit er überhaupt eine Relevanz hat?“ und „Welche Antworten hat der Buddhismus den jungen Menschen zu bieten, die mit den drängenden ökologischen und sozialen Fragen unserer Zeit konfrontiert sind?“ Manfred Folkers zeigte sich in seinem Vortrag überzeugt, dass buddhistische Praktiken und vor allem die tiefen ethischen Begründungen fürs Handeln eine besonders nachhaltige und heilsame Wirkung für die Überwindung von Angst und Leid entfalteten und sich die Lehre des Buddha als geistige Kraftquelle eignete, um die zahlreichen gesellschaftlichen Krisen anzugehen.  

Übereinstimmend wurde festgestellt, dass der entscheidende Unterschied zu anderen engagierten Gruppen die buddhistische Grundhaltung, der mittlere Weg wäre, aus dem heraus Buddhistinnen und Buddhisten handelten. Erst aus einem entwickelten Geist könnte wirkliches buddhistisches Engagement auf der Grundlage der spezifischen buddhistischen Werte und Erfahrungen erfolgen. 

Der Workshop hat zur Klärung des Themas beigetragen, darüber hinaus ist es sinnvoll, das Bild über die spezifischen buddhistischen Beiträge zu gesellschaftlichem Engagement weiter zu schärfen und auch das Leitbild der DBU auszuarbeiten. Engagierter Buddhismus wird für die DBU weiterhin auf der Tagesordnung bleiben. 

Kirsten Schulte 

Vortragsdokumente

Franz-Johannes Litsch:
buddhismus-deutschland.de/wp-content/uploads/2022/08/WS-EngBuddh-24.6.2022-F-J-Litsch-Was-ist-engagierter-Buddhismus.pdf

Carola Roloff (Jampa Tsedroen):
buddhismus-deutschland.de/wp-content/uploads/2022/08/WS-EngBuddh-24.6.2022-Carola_Roloff.pdf

Manfred Folkers:
buddhismus-deutschland.de/wp-content/uploads/2022/08/WS-EngBuddh-24.6.2022_ManfredFolkers.pdf