Vorstand der DBU: Tsunma Konchok Jinpa Chodron
29. Oktober 2025 | _Alle | DBU
Vorsitzende der DBU, buddhistische Nonne in der Drikung-Kagyu-Tradition des tibetischen Buddhismus

Nachdem es schon einen längeren Artikel über mich gibt, möchte ich mich nicht wiederholen, sondern dort anknüpfen, wo ich aufgehört habe – und dabei meine Ausrichtung und meine Hoffnungen für die DBU teilen. In dem Bericht* waren meine letzten Worte: „Ich sage jetzt nicht, dass ich nicht auch meine Bequemlichkeiten hätte. Aber wenn es darauf ankommt, bin ich bereit, das alles loszulassen.“ Und so ist es auch gekommen. Ich möchte allen danken, die mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben und mich zur Vorsitzenden der DBU gewählt haben. Ich hoffe, meiner Verantwortung gerecht zu werden.
Ich denke, niemand kann das Amt einer Vorsitzenden der DBU als bequem bezeichnen. Im Gegenteil, es ist ein Hochrisiko-Job, den einige meiner Vorgängerinnen und Vorgänger mit ihrer Gesundheit bezahlt haben. Dabei ist die größte Herausforderung nicht die Arbeit selbst, sondern das dynamische Miteinander. Einer meiner Schwerpunkte ist daher, zu versuchen, dieses Miteinander und die Kommunikation untereinander weiter zu verbessern. Das wird nur gelingen, wenn wir uns – und damit sind wir alle in der DBU angesprochen – als eine Gemeinschaft sehen, als ein Körper mit verschiedenen Aufgaben, Qualitäten und Funktionen: eine Gemeinschaft, die als Ganzes zusammenarbeiten muss, damit wir unser Ziel umsetzen können, den Buddhismus in seiner Vielfalt und die Heilsamkeit des Dharma in der Gesellschaft zu verwurzeln. Jede Person, jede Organisation an ihrem Platz.
Es ist meine Hoffnung, dass wir uns dabei nicht als Konkurrenz sehen, sondern als gute Freundinnen und Freunde, die einander inspirieren und unterstützen. Es ist an der Zeit die Mitfreude zu üben – denn geteilte Freude verdoppelt sich. Gerade in einer Zeit, in der die Ressourcen weniger werden, sollten wir ganz besonders aus der Fülle schöpfen – nicht unbedingt aus der materiellen, sondern der geistigen Fülle und der Offenheit des Herzens. Unser Geist ist unermesslich, auch wenn wir persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Ich wünsche mir, dass wir mit der Zeit lernen, besser miteinander zu streiten – denn es geht nicht darum, immer einer Meinung oder nett zu sein, sondern wahrhaftig und aufrichtig, ohne den Respekt vor der oder dem anderen zu verlieren. Es ist nicht einfach, Vielfalt zu leben.
Eine Kernarbeit der DBU sehe ich darin, traditionsübergreifend zu agieren und die Vielfalt im Inneren zu pflegen und nach außen sichtbar zu machen. In dieser Richtung liegt auch ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit: der interreligiöse/interkonfessionelle Dialog. Für mich ist Begegnung wichtig, der Austausch – gelebter Dialog, ob im Diskurs oder im Gebet, in der gemeinsamen Zeremonie. Solidarität zu zeigen in Krisenzeiten und gemeinsame Lösungsansätze zu finden. Es ist gelebte Verbundenheit und gegenseitige Bedingtheit. Der Dharma hat hier viel zu bieten.
Ich bin prozessorientiert und übe mich oft im Nicht-Tun. Das heißt nicht, dass ich orientierungs-oder richtungslos bin, nur dass die Richtung erstmal nach innen geht – woraus sich das Handeln im Außen ergibt. Im „Nicht-Greifen ist alles erfasst“, ist mein Motto. Ansonsten bin und bleibe ich eine einfache Nonne – ohne Titel oder Namen. Eine Praktizierende, die gern ihre Erfahrungen teilt und diese im alltäglichen Leben einbringt – wo es gebraucht wird.
Mögen wir mit allen Wesen den Buddhaweg gehen und die höchste Verwirklichung erlangen.
* Lebenslinien einer buddhistischen Nonne: https://buddhismus-aktuell.de/artikel/lebenslinien-einer-buddhistischen-nonne/
