„Den Wandel gestalten: Buddhistische Frauen im Umbruch”

6. August 2025 | _Alle | Frauen im Buddhismus | Kongresse und Tagungen

Die 19. Konferenz von Sakyadhita International  

Vom 16. bis 20. Juni 2025 fand in Kuching, auf der Insel Borneo im Osten Malaysias, die 19. Konferenz von Sakyadhita International statt. Sie stand unter dem Motto „Navigating Change: Buddhist Women in Transition“ (Den Wandel gestalten: Buddhistische Frauen im Umbruch).

Zur offiziellen Eröffnung gab es Vorführungen lokaler Tanzgruppen, buddhistische Gesänge aus aller Welt und eine Eröffnungsrede von Dr. Pamela Ayo Yetunde aus den USA mit dem Titel „Anpassung an die Realität unserer Macht“. In ihrer Rede thematisierte sie die Ambivalenz von Macht, die viele Frauen meiden, da sie häufig mit politischen Intrigen assoziiert wird. Dennoch, so die Botschaft, sei es notwendig, Macht anzunehmen, um wirksam Einfluss nehmen und gesellschaftliche Veränderungen mitgestalten zu können.

Eröffnungszeremonie der 19. Konferenz buddhistischer Frauen. Frauen in gelber und orangefarbener asiatischer Kleidung.
Eröffnungszeremonie, © Olivier Adam

Jeden Morgen wurden geführte Meditationen aus verschiedenen buddhistischen Traditionen angeboten, während die Abende dem Gesang und Vorträgen über den Dharma gewidmet waren. Der Großteil des Tages bestand aus Vorträgen, die in mehrere Blöcke unterteilt waren. Thematisiert wurden unter anderem Fragen wie „Den Dharma des Buddha bewahren”. Dabei ging es unter anderem um die Rolle der Ordinierten bei der Erhaltung des Buddhadharma. Weitere Vorträge befassten sich der Situation buddhistischer Nonnen in verschiedenen Ländern sowie mit Ordinierten und Laien, die neue Wege beschreiten und Modelle für wirksamen Wandel und Heilung entwickelten. 

 
Christie Chang
Christie Chang, © Olivier Adam

Große Aufmerksamkeit erregte der Vortrag von Christie Chang über die taiwanesische Nonne Dr. Shi Heng-Ching. Sie ist vielen bekannt für ihr Engagement zur Wiederherstellung der vollständige Ordination von Nonnen in Traditionen, in denen diese verloren gegangen ist – etwa in Tibet. 

In der Diskussionsrunde „Buddhistische Netzwerke: Sorgearbeit, Bildung und Transformation” wurde die Vielfalt der Themenbereiche deutlich, in denen sich Frauen aus allen asiatischen Ländern kompetent engagieren.

 
Treffen der nationalen Gruppen. 3. v.l.: Thea Mohr, Mitte Karma Lekshe Tsomo
Treffen der nationalen Gruppen. 3. v.l.: Thea Mohr, Mitte Karma Lekshe Tsomo, © Olivier Adam
 

Zum Abschluss noch zwei besondere Höhepunkte: Beim Treffen der nationalen Gruppen von Sakyadhita stellten diese ihre vielfältigen Aktivitäten vor – dabei konnte ich viele Ideen für eigene Veranstaltungen mitnehmen. Besonders inspirierend fand ich die Idee, kleine gemeinsame Aktionen zu organisieren, wie etwa das Pflanzen eines Baumes für den Frieden oder gemeinsam für den Frieden zu beten und zu kochen, wie das die Gruppe aus Hawaii tut. Sehr erfreulich war auch zu hören, wie eng Sakyadhita Spanien und Sakyadhita Deutschland bei der Ordination von Frauen zusammenarbeiten.

Karma Lekshe Tsomo und Sharon Shun
Karma Lekshe Tsomo und Sharon Shun, © Olivier Adam

Abschließend möchte ich noch auf eine sehr interessante Podiumsdiskussion eingehen, die von Sharon A. Shuh, der aktuellen Präsidentin von Sakyadhita International, moderiert wurde. Sie befasste sich mit sexueller Gewalt und Missbrauch gegen Frauen und Nonnen in buddhistischen Ländern, Klöstern und Zentren. Mehrere Opfer ergriffen das Wort, um in einem geschützten Raum über ihre Erfahrungen zu berichten. Sie redeten über das unglaubliche Schweigen, mit dem sie insbesondere in ihren eher Wir-orientierten Gesellschaften konfrontiert sind. Sie beschrieben auf beeindruckende Weise ihre Bemühungen, über das Geschehene zu sprechen, und die Auswirkungen, die dies über Jahre hinweg auf sie hatte. 

Dr Karma Tashi Choedreon
Dr. Karma Tashi Choedreon, © Olivier Adam

Solche Fälle von Missbrauch kennen wir auch im Westen. Anders als bei uns wurde hier jedoch betont, dass buddhistische Lehren auch solche Wunden heilen können und dass die Opfer im Dharma Unterstützung und Heilung finden und ihre Würde zurückgewinnen können. Es herrschte absolute Stille, als Dr. Karma Tashi Choedroen und Dr. Tenzin Dadon aus Malaysia ihren Aktionsplan vorstellten, der auf den Vorarbeiten ihrer australischen Kolleginnen von Sakyadhita basiert und in der tibetischen Tradition hervorragende Ergebnisse für die Betroffenen erzielt hat. In mir blieb zutiefst den Eindruck, dass diese buddhistischen Traditionen in der Lage sind, den Betroffenen mentale und psychologische Unterstützung und wohlwollendes Begleiten zu bieten, die sich sehr von dem unterscheidet, was wir in unserem Kulturkreis kennen.

Die Konferenz zum 20-jährigen Jubiläum wird 2027 in Borobudur, Indonesien, stattfinden.

Thea Mohr
Schatzmeisterin Sakyadhita Germany

Orgateam für die Konferenz zum 20-jährigen Jubiläum in 2027 in Borobudur, Indonesien
Orga-Team für die Konferenz zum 20-jährigen Jubiläum in Borobudur, Indonesien, © Olivier Adam

Links

Video mit Highlights der Konferenz: https://youtu.be/bdjTEFW_Xa8

Diese und weitere Medien berichteten ebenfalls über die Konferenz:

Tricycle: Buddhist Women Gather to Discuss Ordination, Social Justice, and Solidarity
Borneo Post: Sakyadhita International Conference in Kuching champions role of women in Buddhist leadership
Lions Roar: Sisterly Support for Our Becoming: The 19th Sakyadhita International Conference in Malaysia
Buddhistdoor Global: Buddhist Women: 19th Sakyadhita Conference Commences in Sarawak


Programmheft der 19. Konferenz: 250621-Programme-Booklet.pdf