Interreligiöser Dialog auf dem Katholikentag in Erfurt
18. Juni 2024 | _Alle | AG Interreligiöser Dialog
Ein Bericht von Dr. Carola Roloff, Gastprofessorin für Buddhismus an der Akademie der Weltreligionen in Hamburg. Sie war als Rednerin im Rahmen des Interreligiösen Dialogs auf dem Katholikentag vertreten.
Am 31. Mai 2024 fand im Rahmen des 103. Deutschen Katholikentags in Erfurt eine bedeutende Veranstaltung zum interreligiösen Dialog statt. Unter dem Motto „Kein Frieden ohne Frieden unter den Gläubigen“ kamen Vertreter:innen verschiedener Religionen zusammen, um über den Beitrag der Religionen für den Frieden zu diskutieren. Die Veranstaltung wurde von der evangelischen Bischöfin Kirsten Fehrs eröffnet.
Bischöfin Fehrs hob in ihrer Eröffnungsrede hervor, wie wichtig es sei, in Zeiten multipler Krisen wie der Klimakrise, Flüchtlingselend und zunehmender Gewalt zusammenzukommen. Sie betonte, dass Religionen sowohl das Potenzial haben, Konflikte zu verschärfen als auch entscheidend zur Entschärfung beizutragen. „Religionen sind ambivalent, sie tragen in sich Kräfte, diese zu beschleunigen, aber eben auch entscheidend zu entschärfen. Diesen Friedensdienst können die Menschen in diesem Land zu Recht von uns Religionsgemeinschaften erwarten“, sagte Kirsten Fehrs.
In meinem Statement als buddhistische Vertreterin betonte ich die zentrale Rolle der Gewaltlosigkeit (ahimsa) im Buddhismus und die Bedeutung des Dharmas – der Lehre Buddhas. Ich hob hervor, dass wahres Glück und Frieden nur durch die Praxis der Gewaltlosigkeit und das Verständnis der wechselseitigen Abhängigkeit aller Dinge erreicht werden können.
Die Veranstaltung war gut besucht, die Aula der Edith-Stein-Schule nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Dialogrunden boten tiefgehende Gespräche. Die Vertreter:innen der Religionen saßen an verschiedenen Tischen, und die Teilnehmenden wechselten nach jedem Gong zu einem neuen Tisch. Dies ermöglichte einen regen Austausch und das Kennenlernen verschiedener Perspektiven. Auch einige Buddhist:innen aus Erfurt waren unter den Teilnehmenden.
Der interreligiöse Dialog am Katholikentag wurde von der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) und dem Runden Tisch der Religionen Deutschland vorbereitet. Die Veranstaltung verdeutlichte, wie wichtig der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Religionen sind, um gemeinsame Ziele zu erreichen und zu einer friedlicheren Zukunft beizutragen.
Papst Franziskus betonte in einer schriftlich übermittelten Botschaft die Bedeutung des Katholikentages als Ort des ökumenischen Miteinanders und des interreligiösen Dialogs. Er rief zur Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens auf, die bereit sind, an einer friedlichen Zukunft zu bauen.
Der Katholikentag 2024 in Erfurt stand unter dem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ und bot mit rund 500 Einzelveranstaltungen ein vielfältiges Programm, bei dem sich Vortragende unterschiedlicher Konfessionen und Religionen beteiligten.
Insgesamt war die Teilnahme am Katholikentag eine wertvolle Gelegenheit, die buddhistische Perspektive einzubringen und im Dialog mit anderen Religionen gemeinsam nach Wegen für eine friedlichere Welt zu suchen.
Dr. Carola Roloff
Kontakt:
Für nähere Informationen zur Veranstaltung oder zur weiteren Berichterstattung kontaktieren Sie bitte die Redaktion von „BUDDHISMUS aktuell„.
Links:
Veranstaltung auf dem 103. Katholikentag 2024: katholikentag.de/programmsuche#session/1030122101/V.IRD-001
Runder Tisch der Religionen Deutschland: runder-tisch-der-religionen.de
Christlich-Islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO): cibedo.de
MDR Spezial in der Reihe „Religion und Gesellschaft“: 103. Katholikentag in Erfurt | 29. Mai bis 2. Juni 2024 | „Zukunft hat der Mensch des Friedens“: mdr.de/religion/katholikentag-286.html