Martin Hage – Dharma-Praktizierender

17. Februar 2025 | _Alle | DBU | Nachruf

15. Mai 1960 bis 22. Dezember 2024

Porträt Martin Hage, © Gunnar Gantzhorn

Trotz der tiefen Freundschaft, die mich mit Martin Hage verbindet, seit wir 2013 gemeinsam beschlossen, dem Rat der DBU als Vorsitzende zur Verfügung zu stehen, kann ich nur ein bruchstückhaftes Bild von ihm vermitteln. Das liegt vor allem daran, dass er frei von jeder Form der Selbstdarstellung war. Über sein Engagement in den vielfältigen Kontexten seines Lebens sprach er nur, wenn es einen konkreten sachlichen Anlass gab – und selbst dann äußerte er sich zurückhaltend. Wer mehr darüber erfahren wollte, musste entweder unmittelbar involviert sein oder sich mit Menschen aus diesen Zusammenhängen austauschen. Insofern ist es kaum möglich, in angemessener Weise davon zu berichten, was er in seinem Leben alles bewirkt hat. Doch gerade das entspricht auch seinem Wesen: Martin wollte nicht die persönliche Anerkennung für sein Engagement, er wollte die Veränderung, die durch seine Tatkraft entstand. Statt einer Darstellung seiner Leistungen will ich daher versuchen, meinen Eindruck davon zu teilen, wie er war.

Meistens erlebte man Martin als sehr präsenten, freundlich zugewandten Zuhörer, der vor allem durch seine Fragen kommunizierte. Gerade diese Art zu fragen war es, die mich ursprünglich besonders an ihm faszinierte. Es war darin eine Fähigkeit zum unvoreingenommenen und wohlwollenden Zuhören erkennbar – ein Zuhören, das aufrichtig darauf abzielte, das Gesagte tiefgehend und vollständig zu verstehen. Erst wenn man ihm selbst eine Frage stellte, wurde deutlich, woher die Tiefe in seinen Fragen kam. Mit großer Offenheit und Freigebigkeit teilte Martin dann den unglaublichen Reichtum seines inneren Erlebens sowie sein präzises und konkretes Wissen über alle Lebensbereiche. Und doch blieb er stets bei dem Punkt – ohne Ausschweifungen, immer bei der Antwort auf die gestellte Frage.

Martin war immer bereit zu unterstützen und dabei auch die Aufgaben zu übernehmen, die sonst keiner machen wollte. Er tat dies mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als sei es von jeher seine Aufgabe gewesen. Dabei war er zuverlässig wie eine Schweizer Uhr – ich habe nie erlebt, dass er zu spät gekommen wäre, sei es zu einem Termin oder bei einer Aufgabe. Just in time war er da.

Von alldem machte er nie viel Aufhebens. In aller Bescheidenheit stellte er sich einfach zur Verfügung. Für sich brauchte er nicht viel. Seine Bibliothek war sein wichtigster Besitz. Die Freuden des Lebens konnte er genießen, so wie sie kamen und gingen. Er war im Einklang mit dem Lauf des Lebens – auch in den letzten neun Monaten, in denen er in großer Klarheit dem nahenden Ende entgegenging. Diese Art zu sein war der natürliche Ausdruck seiner tiefen Auseinandersetzung mit dem Dharma, dem er sich seit den 1990er-Jahren intensiv widmete – im Studium und in der Praxis, unter der Anleitung herausragender Lehrer.

Martin Hage ist am 22. Dezember 2024 als authentischer Dharmapraktizierender gegangen. Kaum eine Erinnerung an ihn ist so kraftvoll wie die Erinnerung an die Präsenz in seinen Augen.

Gunnar Gantzhorn

Erinnerung an seine Zeit im Rat der DBU

Martin Hage war von Februar 2012 bis Oktober 2020 Mitglied im Rat der DBU. Von Juni 2013 bis August 2018 war er stellvertretender Vorsitzender mit Gunnar Gantzhorn als Vorsitzendem. Von August 2018 bis Oktober 2020 war Martin Vorsitzender der DBU mit Nils Clausen als Stellvertreter. In seiner Zeit im Rat hat er die DBU als Anwalt intensiv in ihren Bemühungen unterstützt, den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (KöR) zu erlangen.

red