„Café Carebear“: Buddhistische Klimaaktivist:innen unterstützen Letzte Generation

24. Oktober 2023 | _Alle | bhavana | Transformation

Unter dem Namen „Café Carebear“ hat eine DBU-EcoSattva das gemeinnützige Café Finçan in Berlin zu einem besonderen Ort für die aktuelle Wendepunkt-Kampagne der Klimaschutzbewegung „Letzte Generation“ gemacht. Hier zeigt sich, auf welche Art und Weise buddhistische Aktivist:innen mit spiritueller Praxis und sozialer Verantwortung für den Klimaschutz kämpfen. 

Evelin Ebinger hat das EcoSattva-Training der Deutschen Buddhistischen Union durchlaufen und ist als EcoSattva eine Person, die sich für den Schutz der Erde und aller Lebewesen einsetzt, indem sie buddhistische Prinzipien und Praktiken mit ökologischem Engagement verbindet. An den Protesttagen der Letzen Generation bietet sie mit weiteren engagierten Buddhistinnen und Buddhisten unterschiedlicher Traditionen emotionale Unterstützung für diejenigen an, die an den Klimaprotesten teilnehmen und diese begleiten. 

„Ich möchte einen Raum anbieten, in dem sich die Menschen nach dem Protest wohl und sicher fühlen und sich von Stress- und Gewalterfahrungen erholen können”, sagt Evelin. „Dazu gehört an erster Stelle das Stillen der Grundbedürfnisse, wie sichere warme Räumlichkeiten, heiße Getränke, gesundes Essen, kuschelige Rückzugsecken, viel freundliche Fürsorge und immer ein offenes Ohr. Den großen Kursraum des Café Finçan können die einzelnen Protestgruppen für ihre Nachbesprechungen nutzen oder auch, um ein Schläfchen zu halten. Und je nach Bedarf gibt es zusätzlich mitfühlende Gesprächs- und Achtsamkeitsangebote sowie geführte Tiefenentspannungen zur Stärkung der eigenen Resilienz.“

Evelin und andere DBU-Mitglieder wurden zu DBU-EcoSattvas, indem sie an einem achtmonatigem Online-Training von One Earth Sangha teilnahmen, einem virtuellen Öko-Dharma-Zentrum für engagierten Buddhismus. Ziel des Trainings war es, zu lernen, wie man mit Weisheit, Verbundenheit und Mitgefühl handeln kann. Es umfasste Themen wie Klimagerechtigkeit, intersektionale Solidarität, innere Transformation und kollektive Aktion. Das Training war Teil des bhavana-Studienangebots der DBU im Jahr 2023.

Das Café Carebear selbst ist eine Initiative innerhalb der Klimaschutzbewegung „Letzte Generation”. Die Bewegung fordert eine radikale und sozial gerechte Wende in der Klimapolitik und machte bereits mit hunderten von Straßenblockaden, Farbattacken und anderen Aktionen des zivilen Ungehorsams auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam.  Ihre derzeitige Wendepunkt-Kampagne in Berlin läuft unter dem Motto „Weg von fossil – Hin zu gerecht“ und begann Mitte September. Ein Ende ist bislang nicht absehbar.

Gefragt, was sie zu dieser Initiative motivierte, sagte Evelin:  „Ich glaube, dass Aktivist:innen nur dann nachhaltig für den Wandel kämpfen können, wenn sie regenerative Kulturen etablieren, um gut auf sich und aufeinander zu achten. Und wenn sie selbst das gute Miteinander leben, nach dem wir alle uns so sehnen. Aktivist:innen tappen immer wieder in die Falle, ihre eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken und sie der Dringlichkeit ihres Kampfes unterzuordnen, bis sie schließlich vollkommen ausgebrannt sind. Buddhist:innen hingegen kommen nach meiner Beobachtung häufig nur schwer heraus aus ihrer Innenschau und ihren Ritualen und übernehmen die gesellschaftspolitische Verantwortung nicht, die eigentlich ja mit dem Bodhisattvagelübde und auch ganz allgemein mit der Buddhistischen Ethik ‚zum Wohle aller Wesen‘ nach meinem Verständnis verbunden ist. Als EkoSattva kann ich mich der Herausforderung stellen, Weisheit und Mitgefühl nicht nur im Protest auf der Straße, sondern auch in den Regenerationsräumen der Klimabewegung zu praktizieren und dabei weiter zu trainieren und zu stärken.“  

Das Café Carebear ist immer Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Es befindet sich im Café Finçan in der Altenbraker Straße 26 in Neukölln, Berlin, ganz in der Nähe des U-/S-Bahnhofs Hermannstraße. Ab November wird es an einigen Wochentagen ins Zelt des Zirkus Mond in der Nähe des S-Bahnhof Greifswalder Straße umziehen. An Freitagen bleibt es weiterhin im Café Finçan. Interessierte können sich hier wie dort für ein bis zwei Stunden pro Woche als Emosupport-Anbietende eintragen und freitags auch einfach mal so vorbeischauen. 

Hanna Ebinger