„Etwas Außergewöhnliches“
2. August 2024 | _Alle | DBU | Junge Buddhistische Union | Veranstaltung
Das zweite Sommercamp der Jungen Buddhistischen Union (JBU) bringt knapp 30 Teilnehmende für gemeinsame Praxis und spirituellen Austausch zusammen.
Ende Juli versammelten sich junge Menschen mit Interesse am Buddhismus für vier Tage im Milarepa-Zentrum bei Schneverdingen, zusammengebracht durch den gemeinsamen Wunsch nach spiritueller Vertiefung. Unter Anleitungen von Ayya Tisarani und Shosan Gerald Weischede Roshi fand sich neben den theoretischen Inputs zu Achtsamkeit oder dem Umgang mit Emotionen auch viel Raum zum Praktizieren und nicht zuletzt für den Austausch untereinander.
Die Teilnehmenden ergriffen mit Freude die Gelegenheit, jene Fragen, die insbesondere junge Menschen heute beschäftigen, mit etwa gleichaltrigen Buddhist:innen anzugehen. Wie behalte ich den Fokus auf dem Dharma trotz ständiger Überreizung und digitalem Dauerfeuer? Kann uns buddhistische Praxis im Angesicht der heranrollenden Klimakrise vor Resignation bewahren, uns entschlossen und handlungsfähig halten? Oder auch: Wäre der monastische Weg für mich gangbar?
„Was hier an diesem Wochenende passiert ist, ist schon außergewöhnlich“, beobachtet Referent Gerald Weischede Roshi. Insbesondere bilde die große Bandbreite von disziplinierter Praxis im Schreinraum bis zu gemeinsamen Abenden am Lagerfeuer – mit Gitarre und Snacks – die reale Welt aller Buddhist:innen treffend ab: „Wir haben keine Wahl: Wenn wir vom Sitzkissen aufstehen und in den Alltag gehen, werden wir uns verstricken. Im Spannungsfeld zwischen Aktivität und Nichtaktivität eine Balance zu finden, das ist Lebenskunst. Und ihr wart hier genau auf der Suche danach.“
@ Fotos: Maher Albezem
Er nehme bei jungen Menschen seit Jahren eine Verschiebung wahr, weg von eher alltagsbezogenen Fragen wie dem Umgang mit Stress hin zu einem tiefergreifenden Interesse am Buddhismus, an seinem Menschen- und Weltbild. Fragen, die auch jene Teilnehmende am Sommercamp beschäftigten, die noch auf der Suche sind, ob und wie weit der Buddhismus Orientierung und Antworten für sie bereithält. Die große Nähe zu den Referierenden bot dabei allen die Gelegenheit, den Konzepten und Praktiken kritisch-interessiert auf den Zahn zu fühlen. Die Vielfalt der versammelten Perspektiven und buddhistischen Schulen machte den Blick frei, um über den Tellerrand zu schauen. Die vier Tage haben für den Beginn eines fruchtbaren Austauschs gesorgt, doch viele Themen konnten gerade erst gestreift werden. Und so war einer der häufigsten Sätze in der Abschlussrunde denn auch: Hoffentlich bis zum nächsten Mal!
Große Dankbarkeit herrschte dafür, dass das Camp durch großzügige Spenden kostenlos stattfand und somit für wirklich alle die Tür weit offen stand. Auch der in der jüngeren Generation langsam selbstverständlicher werdende Umgang mit Geschlechtsidentitäten abseits der binären Ordnung wurde als befreiend wahrgenommen. Die Vernetzung mit anderen jungen Buddhist:innen über die Traditionsgrenzen hinweg ist – nicht zuletzt für jene, die vor Ort keine Sangha haben – ein wunderbares Geschenk. Für manche bildet die JBU sogar den ersten Kontakt zu anderen Praktizierenden und leistet damit ihren Beitrag, den Dharma in die nächste Generation zu tragen.
Robert Pauli
für die Junge Buddhistische Union
Mehr Informationen: buddhistische-jugend
Die Junge Buddhistische Union formierte sich bereits vor Corona zum ersten Mal, wurde dann jedoch durch das Virus ausgebremst. 2023 konnte dann das erste bundesweite Präsenztreffen als Sommercamp stattfinden; seither blieb die Vernetzung online mit Austauschabenden zur Praxis oder in Dharma-Buchbesprechungen bestehen. Wie die DBU, an die sie angeschlossen ist, versteht sich auch die JBU als traditionsübergreifendes Netzwerk, das jedoch explizit jüngere Menschen in Kontakt bringt. Vorerfahrungen sind nicht vonnöten, es reicht das Interesse am Buddhismus.