Aktiv für einen lebendigen Buddhismus
6. April 2025 | _Alle | Allgemein | DBU | Frauen im Buddhismus | Gemeinschaft
Am 7. April 2025 wird Vajramala 80 Jahre alt
In den vergangenen 50 Jahren hat sich Vajramala aktiv am buddhistischen Leben in Deutschland beteiligt – oft abseits der breiten Öffentlichkeit. Seit 1977 nahm sie als Delegierte an den Mitgliederversammlungen der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) teil, war viele Jahre Mitglied des Rates und von 2001 bis 2011 auch deren Vorsitzende. Bei der Mitgliederversammlung 1982 in Überlingen konnte sie, zusammen mit Christine Schönwerth von der Altbuddhistischen Gemeinde, die überwiegend dem Theravada zugetanen Delegierten davon überzeugen, dass die Aufnahme einer tibetischen Gemeinschaft der Entwicklung des Buddhismus in Deutschland nutzen würde. Als Ehrenrätin der DBU sind ihr heute Vielfalt und Dialog ein großes Anliegen.

Vajramala stammt aus einer Medizinerfamilie. Ihre Mutter, die den Buddhismus in Breslau 1924 kennengelernt hatte, erzog sie von klein auf im buddhistischen Geist. Zusammen studierten sie die damals verfügbaren buddhistischen Schriften und praktizierten Yoga und Meditation, seit 1959 in der Zen-Tradition. Durch seine Bücher inspiriert, besuchten sie 1972 einen Vortrag über „Das Erbe Tibets“ von Lama Anagarika Govinda in Frankfurt – ein Ereignis, das Vajramalas Leben veränderte. Sie wurde Lama Govindas persönliche Schülerin, trat dem von ihm gegründeten Orden Arya Maitreya Mandala bei und war an der deutschen Übersetzung vieler seiner Werke maßgeblich beteiligt. 1984 erteilte er ihr die Lehrermächtigung als Vajracarya – Dharmalehrerin und Meditationsmeisterin im Vajrayana. Seither versucht sie, seine Vision eines „lebendigen Buddhismus im Abendland“1 umzusetzen, der die gesamte Entwicklung des Dharma berücksichtigt. Sie folgt dabei seiner Maxime, die Menschen „nicht zu belehren, sondern zu inspirieren“.
1980 errichtete Vajramala auf Wunsch ihres Lehrers ein malerisch gelegenes Retreathaus in Überlingen am Bodensee. Es wurde der erste Treffpunkt für Praktizierende und Interessierte in der Bodenseeregion. Bis heute finden im Mahakala Ashram Kurse, Retreats und Meditationsabende statt, seit einigen Jahren im Rahmen des Vereins Maitreya Mandala Deutschland.
Nach der politischen „Wende“ 1989 übernahm Vajramala auf Wunsch der ungarischen Ordensgemeinschaft die Leitung der Gemeinschaft des ungarischen Arya Maitreya Mandala. Dort entstanden durch ihr Engagement drei Zentren, die seither mit dem deutschen und dem Schweizer Zentrum in Schaffhausen eng zusammenarbeiten. Sie haben ein gemeinsames Curriculum, das derzeit an die Bedürfnisse der jüngeren Generation angepasst wird. Neben all diesen Aktivitäten in der eigenen Gemeinschaft engagierte sich Vajramala bei der Gründung von Sakyadhita Germany, im interreligiösen Dialog im Weltkloster Radolfzell sowie an evangelischen und katholischen Akademien in Baden-Württemberg und in Hospizgruppen in der Schweiz.
Auf ihren zahlreichen Reisen durch den nordindischen Himalaja besuchte sie buddhistische Klöster, Einsiedeleien und bedeutende Lehrer. Seit 2014 besucht sie vor allem das Drikung-Kagyü-Kloster in Dehradun, mit dem seit 2016 ein intensiver persönlicher und spiritueller Austausch stattfindet. Seine Heiligkeit Drikung Kyabgon Rinpoche übernahm 2018 die Schirmherrschaft über die Zentren des Maitreya Mandala. Diese Zusammenarbeit gründet sich auf Lama Govindas Verbundenheit mit der tibetischen Kagyü-Tradition. In seinem ehemaligen Ashram Kasar Devi in Almora in Nordindien fanden mehrere Dreijahresretreats unter der Leitung von Drikung-Meistern statt.
Bei all diesen Aktivitäten ist Vajramala die individuelle Betreuung ihrer Schülerinnen und Schüler besonders wichtig geblieben. Diese schätzen vor allem die inspirierende Art ihrer ausführlichen und tiefgehenden Darlegungen, weil sie die Fähigkeit hat, auf die Bedürfnisse der Zuhörenden einzugehen und mit ihnen in einen lebendigen Dialog zu treten, ohne den Fokus zu verlieren. Ihre Weisheit und ihr umfassendes Wissen im gesamten buddhistischen Spektrum sind außergewöhnlich. Allen ihren Aktivitäten liegt der tiefe Wunsch zugrunde, dass der Dharma im Westen heimisch werden möge.
Anandi Peggy Martin
1 Titel eines seiner Spätwerke