WAS IST GEIST? – 3. Colloquium

25. Juli 2023 | _Alle | bhavana | Veranstaltung

Reines Bewusstsein und Mitgefühl – kann das eine ohne das andere?

Tickets: 25 € | Tickets buchen: https://Was-ist-Geist.eventbrite.de

Rückblick 2021 | 2022: Die ersten beiden buddhistischen Colloquien zum Thema Was ist Geist? untersuchten neben der neurowissenschaftlichen Sicht auf das Selbst, das Verständnis von Geist, Geistestraining und reinem Bewusstsein im Buddhismus.

25. August 2023: Das dritte Colloquium will das Thema mit drei weiteren hochkarätigen Vorträgen vertiefen, mit dem Schwerpunktthema Reines Bewusstsein und Mitgefühl – kann das eine ohne das andere? Gert Scobel wird die anschließende Gesprächsrunde moderieren. Die interaktive Veranstaltung findet dieses Mal rein online via Zoom statt.

Referenten: Dr. Christof Koch (Allen Institute), Dr. Julia Stenzel, Dr. Karl Brunnhölzl; Moderation: Prof. Gert Scobel

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Dr. Christof Koch studierte Physik und Philosophie in Tübingen und promovierte 1982 am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Heute ist er leitender Wissenschaftler und Präsident des Allen Institute for Brain Science in Seattle. Seine Interessen verbinden theoretische, computergestützte und experimentelle Neurowissenschaften mit Philosophie und zeitgenössischen Trends, insbesondere der künstlichen Intelligenz. Er hat mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten und zahlreiche Bücher verfasst.

Dr. Julia Stenzel verbrachte viele Jahre mit intensiver Meditationspraxis und erwarb danach ihren Master of Arts in Religionswissenschaften. Ihr Promotionsprojekt an der McGill University untersuchte das Mitgefühl in der klassischen asiatischen Literatur und in der aus dem Buddhismus abgeleiteten weltlichen Mitgefühlsschulung. Derzeit ist sie Assistenzprofessorin für buddhistische Studien am Zentrum für buddhistische Studien der Universität Kathmandu.

Dr. Karl Brunnhölzl ist einer der produktivsten Übersetzer buddhistischer
Texte in der indo-tibetischen Tradition und hat sich mit allen fünf Abhandlungen von Maitreya beschäftigt. Darüber hinaus hat er auch 20 Jahre als Arzt gearbeitet. Er ist als Übersetzer, Dolmetscher und buddhistischer Lehrer für Nalandabodhi, das Nitartha Institute und andere Gruppen weltweit tätig und ist Autor und Übersetzer
zahlreicher Bücher.

Prof. Gert Scobel studierte Theologie und Philosophie in Frankfurt und Berkeley. Er leitet und moderiert seit 2008 das interdisziplinäre Wissenschaftsformat „scobel“ (3sat) und den gleichnamigen YouTube-Kanal. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. „Weisheit“, „NichtDenken“ sowie zusammen mit M. Gabriel „Zwischen Gut und Böse. Philosophie der radikalen Mitte”. Seit 2016 ist er Honorarprofessor für Philosophie und Interdisziplinarität an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und dort im Direktorium des Zentrums für Ethik und Verantwortung.

Programm

17.00 Uhr Beginn der Vorträge online auf Zoom

17:10 Uhr | Dr. Christof Koch

Interview: Zu verstehen, wie wir als bewusst erlebende Wesen und von anderen bewussten Organismen umgeben, in diesem wunderbaren, geheimnisvollen Universum zustande gekommen sind, ist Dr. Kochs Leidenschaft. Auf professioneller Ebene beschäftigt er sich mit der Hirnrinde, die als das komplexeste Gewebe aktiver Materie im bekannten Universum, jede bewusste Erfahrung hervorbringt – das Gefühl von Liebe, Melancholie, Schmerz oder Freude. Prof. Gert Scobel fragt Dr. Christof Koch: Was hat Geist und Bewusstsein mit dem zu tun bzw. wie hängen sie mit dem zusammen, was wir „Körper“ (Gehirn) bzw. „Materie“ nennen? Es geht um nichts anderes als den Kern des uralten Leib-Seele-Problems.

17:45 Uhr | Dr. Julia Stenzel

Vortrag: Warum muss Mitgefühl kultiviert werden? Mitgefühl wird in den Lehren des Mahāyāna Buddhismus als ein ureigener Bestandteil des Geistes angesehen, nicht als eine erworbene Qualität. Trotzdem gibt es unzählige Meditations-Übungen, die zum Ziel haben, Mitgefühl zu erwecken und zu trainieren. Dies scheint ein Widerspruch zu sein und wirft die Frage auf: Was genau wird in jenen Meditationen kultiviert – ein Mit-fühlen, eine Emotion, ein Geisteszustand, ein Verhalten? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, werde ich verschiedene Erklärungen zum Thema Mitgefühl aus indischen und tibetischen Schriften besprechen, sowie die Pädagogik, die sich aus ihnen ergibt. Es wird sich zeigen, dass die Erkenntnis der Natur des Geistes entscheidend die Qualität unseres Mitgefühls beeinflusst. Je tiefer das Verständnis des eigenen Geistes ist, desto stärker entfaltet sich Mitgefühl. Umgekehrt gilt aber auch, dass nur durch inniges Mitgefühl sich der Geist so öffnen kann, dass man das reine Bewusstsein völlig zu verstehen vermag.

18:30 Uhr | Dr. Karl Brunnhölzl

Vortrag: Im Buddhismus spricht man von Bewusstsein sowohl in seiner intentionalen Form, d.h. als “Bewusstsein von etwas,” als auch in seiner nicht-intentionalen Form, d.h. als bloßes oder reines Gewahrsein ohne “Inhalt.” Letzteres wird als die eigentliche Natur des Geistes betrachtet, frei von jeglicher Subjekt-Objekt-Dualität. Hier stellt sich die Frage, ob und inwieweit dieses reine Gewahrsein Mitgefühl beinhalten kann, da Mitgefühl, im Allgemeinen auch im Buddhismus, als intentional verstanden wird. Es gibt allerdings im Mahāyāna Buddhismus Beschreibungen der verschiedenen Arten, in denen sich Mitgefühl manifestieren kann. Die höchste und gleichzeitig subtilste Form von Mitgefühl eines Buddhas ist bezugspunktfrei, nicht-intentional, aber alles einschließend. Das bedeutet, dass die wahre Essenz des Geistes die untrennbare Einheit von nichtdualer Erkenntnis (oder Weisheit) und nicht-fokusorientiertem Mitgefühl oder von uranfänglicher Reinheit, lichter Klarheit, und alldurchdringendem Mitgefühl ist.